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Prof. Dr. Reinhard Steinberg geht in den Ruhestand

Klingenmünster

Nach 24 Jahren als Ärztlicher Direktor des Pfalzklinikums: Mit einem Festakt verabschiedet das Pfalzklinikum am Dienstag, 29. November, Prof. Dr. Reinhard Steinberg in den Ruhestand. Am 10. November wurde der langjährige Ärztliche Direktor 65 Jahre alt.

Der Ärztliche Direktor des Pfalzklinikums, Professor Reinhard Steinberg, geht im November in Ruhestand.
Der Ärztliche Direktor des Pfalzklinikums, Professor Reinhard Steinberg, geht im November in Ruhestand.

Bei dem Festakt am 29. November werden ab 15 Uhr in der Mehrzweckhalle des BKV-Zentrums am Standort Klingenmünster zahlreiche Wegbegleiter die Leistungen Steinbergs würdigen, unter ihnen der Bezirkstags- und Verwaltungsratsvorsitzende Theo Wieder, Landrätin Theresia Riedmaier, der emeritierte Ärztliche Direktor des Klinikums Bamberg Prof. Dr. Dr. Wilfried Günther, der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz Prof. Dr. Klaus Lieb, die Chefärztin der Abteilung 2 an der Rheinhessen-Fachklinik Alzey Privatdozentin Dr. Anke Brockhaus-Dumke sowie aus dem Pfalzklinikum Geschäftsführer Paul Bomke, Personalratsvorsitzender Martin Schlimmer-Bär, Pflegedirektorin Julitta Hinz und Patientenfürsprecherin Roswitha Feitig. Steinberg selbst wird einen Vortrag „Zum Menschenbild der Psychiatrie“ halten.

Als Nachfolger von Prof. Haase war Steinberg seit 1987 auch Chefarzt der Allgemeinpsychiatrie und des Interdisziplinären Schlafzentrums, das er 1988 gründete. Im Zuge der Regionalisierung der Psychiatrie und den damit entstehenden gemeindenahen Angeboten für psychisch kranke Menschen übernahm er auch die Chefarzt-Verantwortung für die Tageskliniken in Landau (seit 1993), Speyer (seit 2002) und Wörth (seit 2005) sowie für die Psychiatrischen Institutsambulanzen in der Südpfalz (seit 1991). Seit 2005 übte er zudem die Chefarzt-Funktion in der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen aus. Mit dem Zusammenschluss all dieser Angebote in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Klingenmünster im Juli 2010 übernahm Steinberg die Leitung dieser Klinik, bis er im Juli 2011 den chefärztlichen Staffelstab an seine Nachfolgerin Dr. Sylvia Claus übergab. Claus hatte als Leitende Oberärztin am Pfalzklinikum bereits mit Steinberg zusammengearbeitet, bevor sie an der AHG Klinik für Psychosomatik Bad Dürkheim ebenfalls als Leitende Oberärztin tätig war.

Am Standort Klingenmünster hat sich Steinberg um die Differenzierung und Spezialisierung der Angebote verdient gemacht. Unter seiner Leitung konnte sich die Schlafmedizin am Pfalzklinikum weit über die Region hinaus einen hervorragenden Ruf erarbeiten. Steinberg und seine Mitarbeiter waren wesentlich am Aufbau der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) beteiligt. Das Interdisziplinäre Schlafzentrum in Klingenmünster wurde deutschlandweit als eines der ersten akkreditiert. Neuland beschritt das Pfalzklinikum in der Ära Steinberg auch mit der Eröffnung der Station „Cleaneck“ für Abhängige von illegalen Drogen, mit der Entwicklung eines Therapiekonzepts für erwachsene Borderline-Patienten und mit der Gründung des „Bündnis gegen Depressionen Landau – Südliche Weinstraße“.

Geboren wurde Reinhard Steinberg in Jena. Er besuchte das Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen und studierte nach dem Abitur Humanmedizin in München. Nach seiner Promotion am Physiologischen Institut arbeitete er fünf Jahre als Assistent in der Neurophysiologie der Universität München. Einen einjährigen Forschungsaufenthalt absolvierte er am Physiologischen Institut des CNRS in Marseille. 1978 begann er mit der Weiterbildung zum Nervenarzt, zum Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie zum Somnologen (Schlafmediziner). 1986 folgten Habilitation und Privatdozentur.

Seine Lehrverpflichtungen als Professor für Psychiatrie erfüllte er an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München bis 2004, dann habilitierte er sich an die Universität Mainz um, weil das Pfalzklinikum Akademisches Lehrkrankenhaus der Johannes-Gutenberg- Universität in der Landeshauptstadt geworden war. „Fort- und Weiterbildung, sozialpsychiatrisches und wissenschaftliches Denken werden im Pfalzklinikum sehr groß geschrieben“, betont der Ärztliche Direktor, bei dem über die Jahre 25 Ärzte promoviert haben. Die Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie führt das Pfalzklinikum im Verbund mit anderen klinischen Institutionen in Rheinland-Pfalz durch, was Modellcharakter hat. Auf seine Initiative legte das Pfalzklinikum ein Stipendien-Programm für Medizin-Studenten auf, um auch angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels motivierte und qualifizierte junge Menschen für die Arbeit in der Pfalz zu gewinnen.

Steinberg hat über 300 Artikel in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht sowie als Buchherausgeber gearbeitet. In Kürze wird er im renommierten Stuttgarter Franz-Steiner-Verlag gemeinsam mit Prof. Monika Pritzel von der Universität Koblenz/Landau einen Sammelband zur Geschichte der Psychiatrie und Nervenheilkunde in Klingenmünster herausgeben. Steinberg gehört zahlreichen wissenschaftlichen Organisationen und Gesellschaften an.

Seinen ausgeprägten musikalischen Neigungen geht Steinberg seit fast sechs Jahrzehnten nach. Als Medizinstudent gründete er 1967 das Bayerische Ärzteorchester (BÄO), das er seitdem als Dirigent leitet. Das hohe Niveau des BÄO ist weit über Bayern und unsere Region hinaus bei Publikum und Presse gleichermaßen anerkannt. Erst am 3. Oktober begeisterte ein gemeinsames Benefizkonzert mit dem Deutschen Ärztechor in der Landauer Marienkirche zahlreiche Musikfreunde. Mit sieben Musikern des BÄO wird er unmittelbar vor dem Festakt Franz Schuberts F-Dur-Oktett in der Klinikkirche aufführen und dabei selbst den Violoncello-Part übernehmen. Von den Bürgern der Region wird er sich mit dem Schubert-Konzert am 27. November um 17 Uhr in der Stiftskirche von Klingenmünster verabschieden.