Aktuelles

Fast 200 Südpfälzer kamen zum Info-Forum gegen Depression

Aktuelles

Vier Millionen Bundesbürger leiden derzeit an einer Depression, jedoch nur weniger als zehn Prozent von ihnen werden adäquat behandelt. Dies in der Südpfalz deutlich zu verbessern, ist ein wichtiges Ziel des „Bündnis gegen Depression Landau-Südliche Weinstraße". Dass sich bereits viele Aktive dafür engagieren, zeigte das erste Informationsforum des Bündnisses am 24. August im Protestantischen Gemeindezentrum der Landauer Stiftskirche. Unter dem Motto „Depression ist behandelbar" informierten sich fast 200 Betroffene, Angehörige, Ärzte, Therapeuten, Arbeitgeber, Polizisten, Seelsorger usw.

Moderatorin Dr. Alexandra Zaby, Geschäftsführende Leiterin des WIPP Landau, dankte Heiner Geißler für die Übernahme der Schirmherrschaft.
Leider konnte der ehemalige Bundesgesundheitsminister und sozial engagierte Politiker nicht persönlich teilnehmen. Dr. Zaby kündigte eine Info-Veranstaltung für Hausärzte am 21. September an.
 
Landrätin Theresia Riedmaier bekannte sich - nach anfänglicher Skepsis - leidenschaftlich zu dem neuen Bündnis und begründete dies mit fünf ihrer Meinung nach sehr wichtigen Aufgaben: Zeigen - Depression ist eine Krankheit. Sprechen - den Schleier des Schweigens wegziehen; sich verbünden - Wissen versammeln; helfen und heilen; forschen - um Antworten auf viele offene Fragen zu finden.
 
Depressionen seien zu einer Volkskrankheit geworden, sie nähmen auch zu, weil immer mehr Menschen "den Multianforderungen unserer Gesellschaft" nicht mehr gerecht werden könnten, betonte Landaus Bürgermeister Thomas Hirsch. Es fiel ihm nicht schwer, seine Krücken wegen einer Fußverletzung zu erklären. Bei einer Depression wäre die Erklärung sicherlich schwerer, so der Sozialdezernent.
 
Pfalzklinikum-Geschäftsführer Paul Bomke dankte den beteiligten Kommunen und vor allem den ehrenamtlichen Betroffenen und Angehörigen für ihr Engagement im Bündnis. Er kündigte an, in der regionalen Wirtschaft dafür zu werben, einen Beitrag zum Kampf gegen die Depression zu leisten.
 
„Mittendrin und doch ganz allein" war das Motto eines faktenreichen Vortrags von Dr. Sylvia Claus, Sprecherin des Bündnisses und Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Pfalzklinikum. Sie nannte Freudlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Ängste, Sorgen, negative Gedanken, Überforderung, Aktivitätsminderung als einige wesentliche Symptome der Depression. Häufigstes und erstes Zeichen seien Schlafstörungen. Antidepressiva wären bei leichten Depressionen verzichtbar, bei schweren Erkrankungen jedoch notwendig - als Starthilfe für andere Maßnahmen, wie beispielsweise Psychotherapie.
 
Rechtsanwalt und Buchautor Bernd Lütz-Binder charakterisierte die „Depression als Chance". Das Dunkle gehöre zum Leben dazu. Er zitierte u. a. die alten Griechen, die Melancholie als die „Entfernung des Denkens vom Sein“ definiert hatten.
 
In den anschließenden vier parallelen Workshops lagen die Schwerpunkte auf verschiedenen Aspekten der Depression. Unter der Leitung von Diplom-Sozialarbeiterin Angela Lichtenthäler aus der Institutsambulanz des Pfalzklinikums und der ehrenamtlich tätigen Gudrun Hoffmann tauschten sich Betroffene aus. Ihnen war die Botschaft wichtig, dass Depression eine Krankheit ist, zu der sich Betroffene und Angehörige ohne Angst vor Stigmatisierung bekennen dürfen. Oberarzt Dr. Günther Stratmann und Michael Behrens, Leitender Diplom-Psychologe, beide aus dem Pfalzinstituts - Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Pfalzklinikum - gingen auf Depressionen bei Kindern und Jugendlichen ein. Mit Depressionen in der Arbeitswelt setzten sich Dr. Matthias Münch von der Stadtklinik Frankenthal und Andrea Zacher, Fachberaterin beim Berufsbegleitenden Dienst Landau, auseinander. Zusammenhänge von Depression und Suizidalität erläuterten Hermann-Josef Schwarz vom Gesundheitsamt Landau und Christine Burckhart von der Gruppe „AGUS“, einer Angehörigengruppe nach Suizid. Sie zeigten auf, dass in der Region Nürnberg, wo um die Jahrtausendwende das erste Bündnis gegen Depression entstanden war, die Anzahl der Suizide innerhalb eines Jahres - nach einer Informationskampagne - deutlich gesenkt werden konnte.
 
Als Mitglied im bundesweiten Bündnis möchte das regionale Bündnis für die Stadt Landau und den Kreis Südliche Weinstraße an diese ermutigende Entwicklung anknüpfen. Es geht den Aktiven vor allem darum, das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern und Hilfsmöglichkeiten für Betroffene und Angehörige aufzuzeigen. Dazu wurde ein Flyer mit Informationen über die Erkrankung und mit den regionalen Hilfsangeboten erstellt und gedruckt. Dank der Förderung durch die Landeszentrale für Gesundheitsförderung (LZG) und die AOK im Rahmen der Selbsthilfeförderung über die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) in Edesheim konnte das erste Info-Forum ohne Kostenbeitrag angeboten werden.
 
Informationsmaterial über die regionalen Hilfsangebote sind im Gesundheitsamt in Landau und im Pfalzklinikum in der Psychiatrischen Institutsambulanz erhältlich. Ansprechpartner sind im Gesundheitsamt Hermann-Josef Schwarz (Telefon: 06341 940 617 und im Pfalzklinikum Angela Lichtenthäler (06349 900 2010).
 
Im Internet gibt es Informationen unter:
http://www.rlp-gegen-depression.de/profil_landau.html
www.buendnis-depression.de und www.rlp-gegen-depression.de