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Wenn Frauen Schwarz sehen

Warum sind Frauen doppelt so häufig von Depressionen betroffen wie Männer? Wie wirkt sich das auf die Partnerschaft aus und welche Lösungsansätze gibt es? Diese und andere Fragen klärte Dr. Marcella Altherr, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie bei ihrem Vortrag „Wenn Frauen Schwarz sehen“, den sie im Rahmen der Frauenwochen „Brot und Rosen“ im Pfalzklinikum hielt. Wie präsent das Thema Depression in der heutigen Gesellschaft ist, zeigte das große Interesse: Rund 60 Zuhörer waren gekommen – darunter auch vier Männer.
In ihrem Vortrag ging Dr. Marcella Altherr unter anderem auf die Anzeichen einer Depression ein. Dazu gehören zum Beispiel sozialer Rückzug, Überforderung im Alltag, Schlafstörungen, Unruhe oder Gereiztheit – in ihrer Dauer und Intensität können sie variieren. Ist in einer Partnerschaft einer der beiden an Depressionen erkrankt, bezieht der Partner das Verhalten des anderen leicht auf sich. „Antriebslosigkeit und Rückzug können vom anderen leicht als Desinteresse oder als Zeichen nachlassender Gefühle gedeutet werden“, erklärte die Referentin. Wichtig sei deshalb, Depression als Krankheit zu akzeptieren und richtig zu kommunizieren. Beispielsweise solle man sich in Ich-Botschaften ausdrücken statt Vorwürfe zu machen und bei Reibungspunkten konkrete Anlässe nennen statt Verallgemeinerungen.
Dass Frauen deutlich häufiger von Depressionen betroffen sind als Männer, liege nicht nur daran, dass sich Frauen eher Hilfe suchten und somit statistisch häufiger erfasst werden. Neben den Unterschieden in der Biologie und im Verhalten von Männern und Frauen erklärte Dr. Marcella Altherr auch, dass Frauen zudem ein höheres Risiko für belastende Lebensereignisse haben. Das können berufliche und finanzielle Benachteiligung sein, häusliche Gewalt oder die alleinige Verantwortung für ein Kind. Zudem seien Frauen häufiger durch die Mehrfachbelastung durch Beruf, Familie und Haushalt betroffen. Zur Zeit der Wechseljahre kommen oft Veränderungen in der Familie hinzu: Die Kinder ziehen aus, ältere Angehörige werden pflegebedürftig oder die Betroffenen erleben den Verlust Familienmitgliedern und Freunden. Die Referentin betonte jedoch, dass die hormonelle Veränderung in den Wechseljahren laut einer aktuellen Studie in keinem direkten Zusammenhang zu Depressionen steht.
Für die Betroffenen und Angehörigen gab Dr. Marcella Altherr Tipps im Umgang mit Depression. Sie erläuterte Therapiemöglichkeiten und zeigte auf, wo sich Betroffene Hilfe suchen können. In ihrem Fazit wurde deutlich: Depression kann jeden treffen, Ursachen und Verläufe sind vielfältig. Die Krankheit kann jedoch sehr gut und erfolgreich behandelt werden.
Der Vortrag war der letzte Teil der Veranstaltungsreihe „Brot und Rosen“, die alle zwei Jahre von den Gleichstellungsbeauftragten der Region Landau/Südliche Weinstraße ausgerichtet wird.
Kontakt
Silvia Städtler-Kern
Stv. Gleichstellungsbeauftragte
Tel. 06349 900-1631
E-Mail: s.staedtler-kernpfalzklinikum.de