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„Spur eines echten Miteinanders in der Gesellschaft“

„Zeit schenken“ – das ist ein wesentlicher Aspekt ehrenamtlicher Tätigkeit. Der LandFrauenverband Pfalz e.V., insbesondere der Kreisverband Südpfalz, und das Pfalzklinikum haben gestern Abend eine Kooperation ins Leben gerufen, um Bürgerhelferinnen für ehrenamtliche Tätigkeiten zu gewinnen. „Der Kern des Ganzen ist das Gespräch – und wenn es nur übers Wetter ist. Wir verweilen bei den Patienten ohne Zeitdruck und allein die Anwesenheit ist schon ein großer Schritt“, berichtete gestern Abend Fritz Brunck, der sich bereits als Ehrenamtlicher im Pfalzklinikum engagiert. Insgesamt 17 ehrenamtliche Helfer sind zurzeit in den verschiedenen Kliniken und in der Einrichtung „Betreuen – Fördern – Wohnen“ des Pfalzklinikums tätig. Nun sollen es noch mehr werden. Möglich ist eine ganze Bandbreite an Engagement: vom Krankenbesuch über die praktische Unterstützung im Alltag, bis hin zur Familienpflege.
Unter dem Motto „Gemeinsam anfassen, Spuren hinterlassen“ suchen das Pfalzklinikum und die LandFrauen noch engagierte Bürgerhelferinnen, die Zeit mit psychisch erkrankten oder beeinträchtigten Menschen verbringen und sie im Alltag unterstützen. Ziel ist, dass Menschen mit seelischen Beeinträchtigungen als gleichberechtigte Partner am Leben in der Gemeinschaft teilhaben können. Dass das oft nicht so ist, betonte zu Beginn der Auftaktveranstaltung Moderatorin Brigitte Anderl-Doliwa vom Pfalzklinikum: „40 Prozent der Betroffenen haben keine Kontakte in der Gemeinde, viele von ihnen vermissen soziale Beziehungen.“
Wie wichtig an dieser Stelle ehrenamtliches Engagement ist, betonte Ministerpräsident Kurt Beck, der die Schirmherrschaft für die Kooperation übernommen hat. „Wir brauchen die Verknüpfung zwischen Fachlichkeit wie dem Pfalzklinikum und Ehrenamt wie bei den LandFrauen, die mit ihren 20.000 Mitgliedern in der Pfalz ein kreativer ehrenamtlicher Verband sind. Wir müssen das Fachliche mit dem Ehrenamt verzahnen. Denn aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland brauchen wir natürlich einerseits die Fachlichkeit, andererseits aber auch menschliche Begegnungen. Hier leistet das Ehrenamt einen wichtigen Beitrag“, so Beck, der dem Pfalzklinikum und den LandFrauen „einen kleinen Scheck“ für ihre Zusammenarbeit überreichte. Auch der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder wies darauf hin, wie wichtig neue ehrenamtliche Perspektiven sind: „Es geht darum, psychisch kranke Menschen nicht zu isolieren, sondern sie mitzunehmen ins Leben. Das deckt sich mit der Philosophie des Pfalzklinikums. Der Bezirksverband Pfalz als Träger des Klinikums ist stolz auf die neue Initiative.“
Ideen und Grundgedanken zur Kooperation stellten anschließend die Leiterin der Einrichtung „Betreuen – Fördern – Wohnen“ im Pfalzklinikum, Birgit Fuchs, und die Präsidentin des LandFrauenverbandes Pfalz e.V., Ilse Wambsganß, vor. Dabei erläuterten sie auch das Motto „Gemeinsam anfassen, Spuren hinterlassen“. „Durch die Kooperation entsteht die Spur eines echten Miteinanders in der Gesellschaft. Die Spuren bedeuten Wärme und menschliche Begegnungen“, betonten die beiden Initiatorinnen der Kooperation.
Wie diese Spuren aussehen können, erläuterte anschließend Sven Kaufmann, der gemeinsam mit dem katholischen Klinikseelsorger Michael Reis und Fachkrankenschwester Sarah Doll die Arbeit von Ehrenamtlichen am Pfalzklinikum koordiniert und betreut. „Wir handeln nach der 3-B-Idee. Die Bs stehen für Betreuen, Besorgen, Begleiten. Betreuen kann dabei vieles bedeuten, beispielsweise zusammen mit Patienten und Bewohnern spielen, basteln, lesen oder einfach nur ihre Hand halten. Begleiten können die ehrenamtlichen Helfer die Patienten nur einfach bei einem Spaziergang oder auch ein Stück weit durch das Leben“, sagte Sven Kaufmann. Von seinen eigenen Erfahrungen berichtete Fritz Brunck. Der Architekt nimmt sich pro Woche etwa drei Stunden Zeit, um in der Klinik für Neurologie des Pfalzklinikums Patienten zu betreuen. „Dabei ist es wichtig, sich den Kopf frei zu machen und nicht mit den eigenen Ängsten und Problemen da hoch zu fahren. Das Ehrenamt hat auch eine egoistische Note, da man von den Patienten auch viel zurück bekommt“, sagte Fritz Bruck. Er stellte auch weitere ehrenamtliche Helfer des Pfalzklinikums vor, die im Publikum saßen und für Fragen von Interessierten zur Verfügung standen.
Den ehrenamtlichen Gedanken nahm anschließend auch die Theatergruppe „Drama Light“ auf, die mit Improvisationen für viele Lacher sorgte. Der Input für die Einlagen kam aus dem Publikum. In einer Szene traf eine junge Touristin einen alten Mann und fragte ihn, ob er Zeit mit ihr verbringen könnte. „Isch schenk ihne e Kirschtort, dann kenne sie bei mir butze und dann nemm ich Sie mit zu de Landfraue“, lautete das Angebot des Mannes. Weitere Angebote im Rahmen der Kooperation zwischen Pfalzklinikum und LandFrauen stehen ebenfalls schon auf dem Programm: Am kommenden Samstag, 21. April, haben Interessierte von 14 bis 19 Uhr die Gelegenheit, das Pfalzklinikum und seine Einrichtungen näher kennenzulernen. Dabei werden auch Führungen über das Gelände in Klingenmünster angeboten. Treffpunkt ist im Konferenzraum des Hauptgebäudes. Um Anmeldung bis Donnerstag, 19. April, wird gebeten. Die Anmeldungen nimmt Silvia Städtler-Kern vom Fort- und Weiterbildungsinstitut des Pfalzklinikums unter der Telefonnummer 06349/900-1631 entgegen.
Kontakte
PfalzklinikumEinrichtung „Betreuen – Fördern – Wohnen“, Birgit FuchsTel. 06349 900-4500infobfw@pfalzklinikum.dewww.pfalzklinikum.de
LandFrauen-Kreisverband Südpfalz
Gerda Winkelmann
Tel. 06347 919360
suedpfalzlandfrauen-pfalz.de
www.suedpfalz.landfrauen-pfalz.de