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Psychiatrische Tagesklinik Speyer feierte ein „Fest der Sinne“

Einen „sensorischen Wohlfühlstopp“, einen Barfußpfad und verschiedene Vorträge konnten die Besucher am Mittwoch, 6. Juni, in der Tagesklinik Speyer des Pfalzklinikums erleben. Mit einem Tag der offenen Tür feierte die Klinik ihr zehnjähriges Jubiläum.
„Ich stand voll im Berufsleben, aber es gab Tage, an denen ich mich nicht wohlfühlte. Dann hatte ich sehr viele schlechte Tage. Die Ärzte sagten mir, ich sei organisch völlig gesund. Den Gedanken an eine Depression habe ich zunächst weit zurückgewiesen, dann konnte ich zum Teil morgens nicht mehr aufstehen. Im Dezember des letzten Jahres kam ich dann in die Tagesklinik des Pfalzklinikums in Speyer“, erzählt Veronica Senn. Die ehemalige Patientin berichtete beim Tag der offenen Tür von ihren Erfahrungen. „Die Behandlung tat mir gut, es war immer ein Ansprechpartner da. Auch die Patienten unterstützen sich gegenseitig und es ist ein gutes Gefühl, wenn jemand zuhört“, so Veronica Senn. Nach ihrem Aufenthalt beschloss die ehemalige Patientin, eine Selbsthilfegruppe für Menschen zu gründen, die ebenfalls an einer Depression erkrankt sind. Alle drei Wochen treffen sich bis zu zehn Betroffene mittwochs im Restaurant Akropolis in Lingenfeld zum Austausch.
Seit 2002 gibt es die Psychiatrische Tagesklinik des Pfalzklinikums in der Ludwigstraße 17a in Speyer. Die teilstationäre Einrichtung für seelisch kranke Erwachsene verfügt über 20 Behandlungsplätze und eine Psychiatrische Institutsambulanz. Hier werden Patienten mit seelischen Erkrankungen behandelt, bei denen eine ambulante Behandlung nicht ausreicht, eine vollstationäre Behandlung aber nicht oder nicht mehr notwendig ist. Zum multimodalen Therapieangebot zählen neben der psychiatrisch-psychotherapeutischen Behandlung, kreativ- und sporttherapeutische Maßnahmen, Fertigkeitentraining aus den Bereichen soziale Kompetenz, Stressbewältigung und Problemlösetraining ebenso wie lebenspraktisches Training. Die Behandlung findet tagsüber statt, den Abend die Nacht und das Wochenende verbringen die Patienten zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung.
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tagesklinik haben in den letzten zehn Jahren eine tolle und erfolgreiche Arbeit geleistet. Insgesamt wurden in der Zeit 1285 Patienten behandelt. Die meisten von ihnen haben depressive Erkrankungen mit wiederkehrenden Phasen, wir behandeln aber auch Patienten mit Psychosen, Neurosen, Traumata und anderen seelischen Erkrankungen. Die Patienten kommen direkt aus Speyer, aber auch aus Germersheim, Schifferstadt und Dudenhofen“, sagte Dr. Sylvia Claus, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, zu der die Tagesklinik Speyer gehört. Zusammen mit Pflegedirektorin Julitta Hinz sprach sie am zehnjährigen Jubliäum Grußworte. Dass Speyer ein wichtiger Standort des Pfalzklinikums ist, betonte der stellvertretende Geschäftsführer René Berton: „Wir befinden uns hier mitten in der Gemeinde in einem Mietshaus in der Innenstadt und das ist auch gut so. Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Tagesklinik, die dafür gesorgt haben, dass diese zehn Jahre entstehen konnten.“ Auch der Psychiatriekoordinator des Rhein-Pfalz-Kreises, Roland Schmidt, wies darauf hin, wie wichtig gemeindenahe Psychiatrie ist: „Früher hatten Patienten die Wahl zwischen einer ambulanten Behandlung in Speyer oder einer Behandlung im 40 Kilometer entfernten Klingenmünster. Die Tagesklinik des Pfalzklinikums ist in den letzten zehn Jahren ein selbstverständlicher Teil von Speyer geworden. Psychisch kranke Menschen sind dort, wo sie hingehören, nämlich in unserer Mitte.“ Grußworte überbrachten auch der Vorsitzende des Qualitätszirkels Speyerer Nervenärzte, Volkmar Figlestahler und Christian Weiß, der Leiter des Gemeindepsychiatrischen Zentrums in Speyer, das eine Tochtergesellschaft des Pfalzklinikums ist.
Aus den vergangenen zehn Jahren erzählte anschließend Dr. Christiane Schönberg, die Oberärztin und Leiterin der Tagesklinik Speyer: „Die Tagesklinik war von Anfang an sehr gefragt, wir haben lange Wartezeiten. Es sind die Behandlung und die Gesamtatmosphäre von Kommunikation, sozialen Kontakten und Tagesstrukturierung, die zum Therapie-Erfolg führen. Die Patienten sind froh, dass sie den Abend und das Wochenende bei ihren Familien und Freunden verbringen können, so bleibt das soziale Umfeld erhalten.“ Dr. Schönberg lud die Gäste ein, ihre Sorgen zu Hause zu lassen und den Tag der offenen Tür mit allen Sinnen zu genießen.
Das konnte man im Untergeschoss tun, wo eine Saftbar, ein Barfußpfad und ein sensorischer Wohlfühlstopp zum Selbsttest einluden. Die Gäste konnten an verschiedenen Flaschen schnuppern und versuchen, die Gerüche zu erkennen. Eine besondere Herausforderung waren die so genannten „Promille-Brillen“, die an der Saftbar bereit lagen. Sie zeigten, wie sich das Sichtfeld verschlechtert, wenn man Alkohol getrunken hat. Mit aufgesetzter Brille sollten die Gäste versuchen, über ein Seil zu gehen und Hindernisse zu überwinden – gar nicht so einfach, wie manche feststellten. Krankenschwester Anja Metz führte die Gäste durch die Räume der Tagesklinik, für Musik sorgte die Gruppe „Thirty Fingers“. Einen besonderen Genuss für den Geschmackssinn bot die Burgfeld Schulmanufaktur „Tafelfreuden“. Die Schüler und ihre drei Lehrer hatten ein leckeres Buffet mit Kebabbrötchen, Fleischbällchen, Käse und Obst vorbereitet und verwöhnten die Gäste mit frischem Popcorn.
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Psychiatrische Tagesklinik Speyer
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