Aktuelles

Mehr Arbeitnehmer wegen psychischer Probleme krank geschrieben

Klingenmünster

Pressegespräch im Pfalzklinikum zum DAK-Gesundheitsreport 2011 für die Südpfalz

Die Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen haben in Rheinland-Pfalz zugenommen.
Die Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen haben in Rheinland-Pfalz zugenommen.

Klingenmünster. Wie hat sich der Krankenstand bei Arbeitnehmern in den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim sowie in den Städten Landau und Neustadt/Weinstraße entwickelt?

Um diese Frage ging es beim Pressegespräch des aktuellen DAK-Gesundheitsreports am 13. September im Pfalzklinikum. Ernst Dissinger und Georg Scharwatz von den DAK-Servicezentren in Landau und Pirmasens stellten die Zahlen für das Jahr 2010 vor. Der Ärztliche Direktor des Pfalzklinikums Professor Reinhard Steinberg und Dr. Sylvia Claus, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Klingenmünster, gingen auf den Themenschwerpunkt psychische Erkrankungen ein.

Die Ausfalltage aufgrund von Krankschreibungen lagen in den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim bei 3,5 Prozent und damit leicht unter dem rheinland-pfälzischen Durchschnitt von 3,6 Prozent. Die meisten Krankschreibungen gab es wegen Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, Krankheiten des Atmungssystems und Verletzungen. Auf Platz vier rangieren die psychischen Erkrankungen. „Im Jahr 2010 haben in Rheinland-Pfalz die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen um 13 Prozent zugenommen. In den Landkreisen Südliche Weinstraße und Germersheim waren es 10 Prozent“, sagte Ernst Dissinger bei seiner Präsentation. „Hier handelt es sich aber nicht um eine reelle Zunahme von psychischen Erkrankungen. Vielmehr ist es so, dass psychische Krankheiten heute eher erkannt und richtig behandelt werden“, erläutert Reinhard Steinberg die Zahlen. Er führte auch das Beispiel Robert Enke an. Der Torwart der deutschen Fußballnationalmannschaft hatte sich im November 2009 das Leben genommen, weil er an Depressionen gelitten hatte. Sein Tod löste tiefe Bestürzung aus und führte dazu, dass psychische Krankheiten in der Öffentlichkeit eher thematisiert wurden. „Diese Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen hat wohl auch dazu geführt, dass bei Krankschreibungen öfter Diagnosen wie beispielsweise Depression angegeben wurden“, fügte  Sylvia Claus hinzu.

Der DAK-Gesundheitsreport zeigte darüber hinaus, dass bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen auch Belastungen am Arbeitsplatz wie beispielsweise Leistungsdruck, Konkurrenz und Arbeitsplatzunsicherheit eine wichtige Rolle spielen. „Stressoren, die psychische Erkrankungen begünstigen können, sind beispielsweise Schichtarbeit oder die Erwartungen an die Arbeitnehmer, flexibler zu sein. So gehen Arbeit und Privates immer mehr ineinander über“, erklärte Sylvia Claus.

Psychische Krankheiten betreffen zunehmend auch jüngere Arbeitnehmer im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Fünf von 100 Versicherten dieser Altersgruppe waren im Jahr 2010 wegen psychischer Probleme krank geschrieben. Mit fast 43 Fällen lagen hier aber die Krankheiten des Atmungssystems deutlich vorne. „Junge Arbeitnehmer in Rheinland-Pfalz werden häufiger wegen kurzen und akuten Krankheiten arbeitsunfähig“, erläuterte Ernst Dissinger. In seinem Vortrag ging er außerdem auf das Phänomen Rauschtrinken bei jungen Arbeitnehmern ein: Laut einer repräsentativen bundesweiten Befragung trinken 34 Prozent der 18- bis 29-Jährigen mindestens einmal im Monat fünf oder mehr alkoholische Getränke innerhalb von zwei bis drei Stunden auf Partys oder in Gesellschaft. Mit rund 28 Prozent liegt Rheinland-Pfalz hier unter dem Bundesdurchschnitt.