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„Klar zum Entern“ auf dem Lingenfelder See

„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“ – mit diesem Zitat von Antoine de Saint Exupéry schickte Dr. Michael Brünger, der Chefarzt des Pfalzinstituts, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, neun Patienten der Sozialtherapie-Station mit ihrem selbstgebauten Boot auf Jungfernfahrt. „Heute gibt es hier in Lingenfeld den Startschuss für ein großes Boot auf einem kleinen See“, kündigte er an. Am Ufer herrschte schon große Spannung, denn nach monatelanger Arbeit wollten die Patienten testen, ob ihr Boot auch seetauglich ist. Einen Namen hatte es schon vor der Jungfernfahrt bekommen: „Pirat“. „Die Abkürzung PI steht ja für Pfalzinstitut und dort bekommt man als Patient auch einen guten Rat“, erläuterte Dr. Brünger den Namen. Ausgestattet mit Schwimmwesten und Paddeln ließen die Patienten die „Pirat“, die Platz für acht Leute bietet, ins Wasser. Schon nach den ersten Ruderschlägen war klar: Das Boot hält dicht und ist damit seetauglich.
Von April bis September hatten die neun Jugendlichen die „Pirat“, einen klassischen Rheinkahn aus Holz, zusammengebaut. „Die Patienten sollten etwas Kreatives tun, gleichzeitig wollten wir mit der Aktion den Teamgeist stärken und den Zusammenhalt fördern“, sagte Diplom-Sozialpädagoge Stefan Weber, der zusammen mit der Praktikantin Ronja Sawade und dem Arbeitstherapeuten Jochen Münch das Projekt ins Leben gerufen und betreut hatte. Unter dem Motto „Wir sitzen alle in einem Boot“ führten die Patienten zusammen mit ihren Betreuern alle Arbeiten selbst durch. „Erst haben wir Zeichnungen gemacht, um zu sehen, wie unser Kahn aussehen soll. Dann haben wir das Holz ausgesucht, es gehobelt, gebogen und zunächst den Boden gezimmert. Danach kamen noch die Abdichtung und die Seitenwände“, erzählte einer der Patienten. „Die Arbeit hat uns sehr viel Spaß gemacht.“
Bei dem Projekt wurde das Konzept der Sozialtherapie-Station des Pfalzinstituts deutlich: Aufgabe und Zielsetzung der ST-Station bestehen darin, durch Therapie und pädagogische Maßnahmen zur Resozialisierung der Jugendlichen maßgeblich beizutragen. Auf der geschlossenen Station ST1 werden insgesamt 14 psychisch kranke jugendliche Rechtsbrecher und dissoziale Jugendliche behandelt. Die fakultativ offene Station ST2 bietet Platz für weitere zehn Patienten. Der Anspruch der Sozialtherapie-Station ist es, benachteiligten Jugendlichen durch zeitgemäße Behandlung zu mehr Chancengleichheit in der Gesellschaft zu verhelfen.
Für die Patienten war die Jungfernfahrt mit der „Pirat“ ein schönes Naturerlebnis und ein Erfolg, für den sie nun belohnt werden. Sozialpädagoge Stefan Weber kündigte an, dass es auch in Zukunft noch weitere Bootsausflüge mit der „Pirat“ geben wird.
Kontakte
Dr. Wolfgang Weißbeck
Leitender Oberarzt Sozialtherapie-Station
E-Mail: wolfgang.weissbeckpfalzklinikum.de
Stefan Weber
Diplom-Sozialpädagoge Sozialtherapie-Station
Tel. 06349/900-3025
E-Mail: stefan.weberpfalzklinikum.de