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„Ein Ort, um zur Ruhe zu kommen“

Speyer

Neue Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Speyer eröffnet

Viele Gäste waren zur Eröffnungsfeier gekommen, die Begrüßung fand im Innenhof statt.

Speyer. Wieder Zugang zu ihren Ressourcen bekommen sollen die Kinder und Jugendlichen, die ab Oktober die neue Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Pfalzklinikums in Speyer besuchen. Das Gebäude in der Otto-Mayer-Straße 1, also in unmittelbarer Nähe zu mehreren Schulen, ist ganz auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen angepasst. Viele Gäste waren zur feierlichen Eröffnung am gestrigen Donnerstag in die modernen, hellen Räume der Tagesklinik gekommen. Auf der einen Seite des Gebäudes befindet sich die Jugendstation, auf der anderen die Kinderstation. Jede Station besteht aus zwei um eine Küche angeordnete Gruppenräume, einen Schulraum und Toiletten. Fast alle Räume ermöglichen einen Blick in den Garten oder in den Innenhof, der ein Kunstwerk beherbergt. Fünf Hocker aus Holz mit Tieren als Lehne laden zum Hinsetzen und Umarmen ein. Mit einem Glockenspiel und einer Harfe können die Patienten Musik machen. „Es geht darum, zu hören, auch auf sich selbst, deshalb ist die Harfe ganz leise gestimmt. Auf dem Thron kann man sich auch mal fühlen wie ein König“, erklärte Künstlerin Simone Carole Levy, die ihr Kunstwerk bei der Eröffnungsfeier vorstellte.

„Der Innenhof ist wie ein Sinnesgarten. Die Kinder und Jugendlichen können hier Achtsamkeit lernen. Insgesamt ist unsere Tagesklinik ein Haus, in dem Kinder und Jugendliche ankommen und zur Ruhe kommen. Oft sind die Patienten traurig oder ängstlich und unser Haus soll helfen, sich neu zu erden, neue Perspektiven zu entwickeln“, erklärte Inka Aspacher, die Oberärztin der Tagesklinik. Ab Oktober gibt es hier 20 teilstationäre Plätze für Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 18 Jahren. Behandelt werden Patienten, die beispielsweise Ängste oder Depressionen haben, an ADHS leiden oder die Schule verweigern. In der Tagesklinik findet auch Krankenhausunterricht statt, für die Patienten stehen außerdem ein Kreativraum, ein Sportraum und Spielgeräte im großen Garten zur Verfügung. „Mit den Farben waren wir sparsam, denn die Kinder und Jugendlichen sollen Farbe in die Tagesklinik bringen“, so Inka Aspacher. „Jetzt nach der Bauphase beginnt für uns die eigentliche Arbeit. Wir sind eine bunte Mitarbeiterschaft und möchten Teil des Netzwerks Kindswohl Speyer sein“, ergänzte Madeleine Ory, die pädagogisch-pflegerische Bereichsleiterin der Tagesklinik. Rund 20 Mitarbeiter werden hier tätig, darunter Ärzte, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Erzieher, Sozialpädagogen und Pflegekräfte. Ein Arzt oder eine Ärztin wird derzeit noch gesucht.

„Hier findet Versorgung wohnortnah und mitten in der Gemeinde statt. Die Tagesklinik soll ein Ort der Begegnung sein, in dem Schule, Aus- und Fortbildung und in der angeschlossenen Institutsambulanz auch ambulante Versorgung stattfindet“, sagte Pfalzklinikum-Geschäftsführer Paul Bomke bei seinen Grußworten an die Gäste, unter denen viele niedergelassene Behandler, Vertreter der Speyerer Schulen, der Stadtteilvereine, der Jugendhilfe und auch Kollegen aus dem Pfalzinstitut – Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie waren. „Bauwerke sind Unikate wie Menschen. Hier wurde nicht nach Schema, sondern nach dem jeweils individuellen Bedarf gebaut. Die Bausumme von 3,5 Millionen Euro stand von Anfang an fest und wir sind im Kostenrahmen geblieben“, sagte der Verwaltungsrats- und Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder. 1,9 Millionen Euro der Summe kamen vom Land, die restlichen 1,6 Millionen stammten aus Investitionsmitteln des Pfalzklinikums. Insgesamt 44 Aufträge gingen an Baufirmen und Planungsbüros, die Arbeiten am Gebäude waren früher abgeschlossen als geplant.

„Schon lange hat uns eine solche Einrichtung vor Ort gefehlt“, sagte Monika Kabs, die Bürgermeisterin der Stadt Speyer. Als ehemalige Lehrerin und Schulleiterin betonte sie, dass ein solches Angebot bei 10.000 Schülern in Speyer wichtig und dringend sei. Dieser Meinung war auch die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Christin Schubert. Sie äußerte bei der Eröffnungsfeier den Wunsch nach Vernetzung. Architekt Herbert Osel freute sich, das Gebäude nun an die Nutzer zu übergeben, die während der gesamten Bauphase zusammen mit dem Bau FM des Pfalzklinikums eingebunden waren. Er dankte auch den Bauarbeitern. Generalpriorin Schwester Gisela Bastian segnete die Einrichtung, weil sich der Neubau auf dem ehemaligen Gutshof des Klosters St. Dominikus befindet. Eine Überraschung gab es noch zum Schluss: Die Geschäftsführung des Pfalzklinikums schenkte der Einrichtung einen Tischkicker, der im Garten enthüllt wurde. Anschließend lieferten sich Theo Wieder und Monika Kabs ein Eröffnungsduell mit Paul Bomke und Karin Sachs vom Verein der Freunde des Pfalzinstituts.

Nach den Standorten in Kaiserslautern und Pirmasens ist die neue Tagesklinik mit 20 Plätzen in Speyer die dritte Einrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie dieser Art, die zum Pfalzklinikum gehört. In den Tageskliniken werden Patienten im Alter von fünf bis 18 Jahren behandelt, bei denen eine ambulante Therapie nicht ausreicht, eine stationäre Behandlung aber nicht nötig ist. Dabei findet die Behandlung tagsüber statt, abends und am Wochenende können die jungen Patienten das Gelernte in ihrer gewohnten Umgebung anwenden.

Kontakt
Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Otto-Mayer-Str. 1, Speyer, Tel. 06232 10063-3450, Fax 06232 10063-3469