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Bessere Versorgung braucht Gesetzesänderungen

Klingenmünster

Ambulante Angebote im Maßregelvollzug Thema beim digitalen Symposium der Klinik für Forensische Psychiatrie.

„Ambulantisierung im Maßregelvollzug – alles möglich?!“ lautete der Titel des Symposiums Maßregelvollzugs (MRV) im Pfalzklinikum am 23. März. Die Klinik für Forensische Psychiatrie des Pfalzklinikums stellte gemeinsam mit Patient*innen, Arbeitgebern aus der Region und Referent*innen aus In- und Ausland ein vielfältiges Programm zusammen. Einen Perspektivwechsel boten mehrere Videos, in denen Patient*innen und ein Arbeitgeber zu Wort kamen. Rund 240 Interessierte aus ganz Deutschland nahmen teil. Am Ende waren sich die Experten einig: Um Menschen im MRV anders behandeln zu können, braucht es eine bessere Vernetzung zu anderen psychiatrischen Bereichen und Gesetzesänderungen. Auch Dr. Julia Schwaben, Referatsleiterin, Referat für Psychiatrie und Maßregelvollzug des Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, bestätigte: „Wir haben Nachholbedarf beim Thema Ambulantisierung im Maßregelvollzug in Deutschland.“ 

In seinem Einführungsvortrag ging Dr. Andreas Weisert, Oberarzt der Forensisch-Psychiatrischen Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie des Pfalzklinikums, auf Realität und Perspektiven im MRV ein. Nach den gesetzlichen Vorgaben sollen in der ambulanten forensisch-psychiatrischen Behandlung Maßnahmen durchgeführt werden, die die Resozialisierung der Patient*innen sowohl während ihrer stationären Unterbringung als auch nach Entlassung aus dem MRV fördern. In seinem Ausblick zeigte er unter anderem auf, wie die ambulante Versorgung zur Reduktion von stationären Einweisungen im MRV und Gewalt auf Stationen führen könnte. Auch die Notwendigkeit zur Vernetzung zu anderen psychiatrischen Bereichen wurde deutlich. Daran knüpfte auch der Vortrag von Dr. Klaus Obert, ehemaliger Bereichsleiter für Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen des Caritasverbands Stuttgart, an. Er stellte die ambulante forensische Nachsorge in den Einrichtungen und Diensten im Gemeindepsychiatrischen Verbund Stuttgart vor. 

Ein Blick in die Schweiz und Luxemburg zeigte, welche Chancen in der Behandlung im Maßregelvollzug liegen – mit anderen gesetzlichen Grundlagen. So berichtete Thomas Meier, ehemaliger Pflegerischer Leiter der Forensischen Ambulanz der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, dass in der Schweiz Betroffene überwiegend zu ambulanten Maßnahmen verurteilt werden – und das mit Erfolg. 

Das Thema ambulante Krisenintervention und Sicherheit im ambulanten Setting beleuchtete Sabine Eickert, Leiterin der Forensisch-Psychiatrische Ambulanz der Klinik für Forensische Psychiatrie des Pfalzklinikums. Auch hier lohnte sich der Blick über den Tellerrand: In Luxemburg gibt es nur wenige Sicherheitsmechanismen und eine schnelle Integration in andere psychiatrische Bereiche und Wohnangebote. Durch die gute Vernetzung und viele Angebote auf freiwilliger Basis, gibt es hier wenig eskalierende Situationen, erläutert Dr. Mark Ritzen, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique Ettelbrück. 

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Zum Nachschauen:

Neues Setting, neuer Standort:
https://youtu.be/PsVhJ2nG3TQ

„Rückkehr in die normale Welt“ – die Sichtweise einer Patientin
https://youtu.be/Riz1yDghpco

Forensische Patienten auf dem 1. Arbeitsmarkt aus Sicht eines Arbeitgebers
https://youtu.be/t8QAhV1sArw