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Naturschutz ist Umweltschutz: Fledermäuse im Pfalzklinikum

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Die Willkommensplakette am Eingang zum Gebäude 20 begrüßt nicht etwa Patienten, die zur Suchtbehandlung kommen - vielmehr informiert das Emaille-Schild über nachtaktive Mitbewohner: „Unter diesem Dach leben Fledermäuse!“

Großes-Mausohr-Männchen auf dem Dachboden der Station A1 in Klingenmünster

Die Plakette ist auch eine Auszeichnung und wurde vom Naturschutzbund Deutschland e. V., besser bekannt als NABU, an das Pfalzklinikum überreicht.
„Seit Jahrzehnten finden die sechs bis acht Zentimeter großen Säugetiere mit ihrem braun-schwarzen Fell zwischen dem schweren Eichengebälk den idealen Lebensraum für ihr Wohnquartier in den Sommermonaten“, erklärt Eugen Christ, der regelmäßig nach dem Bestand der Fledermäuse Ausschau hält. „An den Kotstellen auf dem Dachboden und den speckige Stellen an der Wand  erkennt man schnell, wo die Flugtiere während  des Tages kopfüber von der Decke oder den Balken herunterhängen. Nachts werden sie aktiv:  die Großen Mausohren, typische Dachbodenfledermäuse, die mit ihren 35 Gramm Körpergewicht die größten unserer 19 einheimischen Fledermausarten sind“, erklärt der ehemalige Mitarbeiter aus dem Zentrallager.
 
2012 ist er krankheitshalber aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden. Der 60-jährige naturverbundene  „Ehemalige“ freut sich, dass es im Klinikum immer noch einige Ecken und Winkel gibt, in die sich die schützenswerte Tiere zurückziehen können und übernimmt gerne die Beobachtung.
 
Um die Fledermäuse ranken sich seit Jahrhunderten mythische Geschichten. Die fliegenden Säugetiere, die tagsüber unsichtbar sind und nachts lautlos ihrer Beute nachjagen, regen die Phantasien der Menschen an. Früher hatten es die Fledermäuse wesentlich leichter: Auf Dach- oder Kirchenböden siedelten sich  ganze Mausohr-Kolonien an.
 
Heute ist der Lebensraum der  gesetzlich geschützten Fledermausarten sehr gefährdet und eingeschränkt, es besteht regelrecht Wohnungsnot. Deswegen koordiniert der Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz  in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Landespflegebehörde die dringend notwendigen Erfassungs- und Schutzmaßnahmen. „Deshalb ist es so schön, dass es hier im Klinikum trotz vieler neuer Gebäude immer noch Räume gibt, in denen sich die Fledermäuse wohlfühlen. In früheren Jahren war der Bestand aber weit größer“, weiß Eugen Christ und erklärt: “Im Herbst verlassen die Großen Mausohren ihr Tagesschlafquartier, um in einer Schlaflethargie in frostsicheren Verstecken zu überwintern.
 
Mehr als 20 Jahre alt können die Mausohren werden, die sich überwiegend von Nachtfaltern, Laufkäfern, Schnaken, Heuschrecken und Maulwurfsgrillen ernähren und so nachts als „fliegende Kammerjäger“ wichtige Dienste leisten.