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Abstinenz in der „Hochrisikozone Wein-Pfalz" braucht Unterstützung
Großes Interesse zeigten über hundert Besucher am 38. Tag der Begegnung am 2. Mai im Pfalzklinikum Klingenmünster. Unter dem Motto „Der abhängigkeitskranke Mensch im Labyrinth der Gefühle" wurden Workshops, ein ökumenischer Gottesdienst und ein Fachvortrag geboten. Informationen aus erster Hand erteilten gern ehemalige Patienten und Angehörige, Vertreter der pfälzischen Suchthilfe und Mitarbeiter der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen des Pfalzklinikums.
Nach der Begrüßung von Klinikseelsorger Wolfgang Roth in der Cafeteria des Kommunikationszentrums stellten sich die Leiter der Workshops vor. Diese „Schnupperangebote" waren gut besucht. So bot zum Beispiel Ergotherapeut Christian Wopalka ein Gedächtnistraining an („Kognitives Training nach Stengel"), die Sporttherapeutinnen Carmen Dyck und Jutta Bendel-Kuntz luden zu Walking, Fitness- und Entspannungsübungen ein. Wie anregend oder beruhigend ein „Weißer Raum" auf die Sinne wirkt, konnten die Teilnehmer - begleitet von Doris Venteris, Stationsleiterin der P17 - beim Snoezelen selbst testen.
An den Infotischen präsentierten sich regionale Gruppen der Anonymen Alkoholiker (AA), des Kreuzbundes (Helfergemeinschaft für Alkohol- und Drogenabhängige und Angehörige) sowie der Suchthilfe Blaues Kreuz. Kreatives von Patienten wurde zum Verkauf angeboten: originelle Geldbörsen aus Recycling-Material, handgesiedete „Minschdrer Sääf" oder Kirschkernsäckchen. Über die gute Resonanz freuten sich die Ergotherapeuten Elke Herz und Nina Obeldobel. Fragen beantworteten auch die Psychologin Juliane Dohren und Pflegedienstleiter Gerd Wagner, der wieder die Hin- und Rückfahrten der Gäste vom und zum Landauer Bahnhof organisierte. Am Empfang kümmerten sich Susanne Bachtler und Carola Schramm um Anliegen der Gäste.
Beim ökumenischen Gottesdienst stellten der evangelische Pfarrer Wolfgang Roth und sein katholischer Kollege Michael Reis sensibel das Tagesmotto in den Mittelpunkt. Musikalisch wirkten der „Singkreis am Berwartstein" aus Erlenbach und Prof. Heinz Markus Göttsche an der Orgel mit. Dem hoch betagten, engagierten Musiker galt der besondere Dank des bewährten „Arbeitskreis Maitreff", der als ehrenamtliches Gremium aus Vertretern der Selbsthilfegruppen, des Pfalzklinikums und der Klinikseelsorge den Begegnungstag alljährlich vorbereitet.
Höhepunkt des Nachmittags war der Vortrag „Angst vor der Abstinenz – Angst in der Abstinenz" von Chefarzt Arthur Günthner, Fachklinik Eußerthal. Das Erlernen von Achtsamkeit sich selbst und anderen gegenüber empfahl er Suchtkranken in der „Hochrisikozone" (Wein-)Pfalz. Unterstützung und Akzeptanz für abstinent lebende Menschen wünschte er sich in den Gemeinden. Menschen, die Wege aus der Sucht finden, brauchten Anerkennung und keine Ausgrenzung als „Spaßbremsen". Originell baute der Referent seinen Vortrag ins musikalische Programm von Heiner Pfaff (Landau) und Hildegund Jarkiewicz (Bad Bergzabern) ein, wobei auch Günthner zur Gitarre griff. Dass zufriedene Abstinenz „erreichbar und durchhaltbar" ist, beweisen zum Beispiel die ehemalige Patienten Rupert Felber und Klaus German, die seit 25 Jahre in der Selbsthilfe aktiv sind und mit einem Buchpräsent geehrt wurden.
Grußworte sprachen im festlich geschmückten Saal der Landesdrogenbeauftragte Ingo Brennberger, Ortsbürgermeister Erwin Grimm und Heinrich Wissing vom Verwaltungsrat. Den Dank an alle, insbesondere an die Selbsthilfegruppen, übermittelte Dr. Rüdiger Münzer als Leitender Oberarzt der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen. Geschäftsführer Paul Bomke versprach, den „Tag der Begegnung" auch künftig zu unterstützen. Gerade die Selbsthilfebewegung sei ein wichtiger Partner, wenn es darum gehe, neue Angebote für suchtkranke Menschen in den Gemeinden zu entwickeln.