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27. Januar im Pfalzklinikum: Kranzniederlegung, Gottesdienst und Lesung mit Mireille Horsinga-Renno

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Der bundesweite Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar stellt im Jahr 2011 im Pfalzklinikum internationale und sehr persönliche Bezüge her. Zu den Veranstaltungen sind Mitarbeiter, Patienten, Bewohner, Angehörige und Menschen der Region herzlich eingeladen. Vorbereitet wird der Tag von der Arbeitsgruppe Gedenkarbeit.

Um 14 Uhr findet eine Kranzniederlegung auf der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Psychiatrie (auf dem Klinikfriedhof) statt. Manfred Petry, stellvertretender Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz und Vorsitzender des Beirats für Gedenkarbeit, wird Worte des Gedenkens sprechen. Der anschließende gemeinsame Gang über die Brücke zum Klinikgelände führt am Gedenkstein in der Klinikallee vorbei, wo die Teilnehmer kurz innehalten werden. 

Den darauf folgenden ökumenischen Gottesdienst in der Klinikkirche gestalten Pfarrer Wolfgang Roth und Pastoralreferent Michael Reis.  

Nach einer kurzen Pause beginnt um 16 Uhr, ebenfalls in der Klinikkirche, eine Lesung mit Mireille Horsinga Renno. Die Elsässerin wird aus ihrem Buch „Der Arzt aus Hartheim" lesen.  Ihre Geschichte erzählt von der schweren Erkenntnis, dass ihr Großonkel, der seinen Lebensabend in der Pfalz verbrachte, als Tötungsarzt an der „Euthanasie"-Aktion der Nazis beteiligt war. In der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz, im heutigen Österreich gelegen, wurden zwischen Mai 1940 und August 1941 auch Patienten aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster ermordet. In dieser Zeit starben in Hartheim 18.269 Menschen in der Gaskammer. 

Die Greuel der NS-Psychiatrie wirken bis in die Gegenwart hinein. Ein neues Beispiel wird aus dem Tiroler Landeskrankenhaus Hall berichtet, wo kürzlich bei Bauarbeiten auf dem Klinikgelände die sterblichen Überreste von 220 Menschen in einem Massengrab gefunden wurden. Jetzt hat eine Expertenkommission mit Untersuchungen begonnen. Laut Presseinformationen gab es bisher fast keine Informationen über mögliche „Euthanasie"-Opfer in Hall. In Klingenmünster hatte die Aufarbeitung der NS-Psychiatrie in den 1990er Jahren begonnen und dauert noch an.

Ausgehend von der Lesung Mireille Horsinga-Rennos haben Besucher der Veranstaltung Gelegenheit, Fragen an die in Straßburg lebende Autorin zu stellen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Moderiert wird die Veranstaltung vom Kulturwissenschaftler Dr. Christof Beyer.