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„Nur was sich wandelt, hat Bestand.“

Klingenmünster

Pressegespräch zur Zukunft der seelischen Gesundheit am 13. Juni im Pfalzklinikum

Verantwortliche des Pfalzklinikums im Gespräch mit Journalisten über die Zukunft der seelischen Gesundheit.

Klingenmünster. Im Jubiläumsjahr des Bezirksverbands Pfalz, der das 200-jährige Bestehen seines Bezirkstags feiert, fand am 13. Juni ein Pressegespräch im Pfalzklinikum statt. Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz und Verwaltungsratsvorsitzender des Pfalzklinikums, und Führungskräfte des Pfalzklinikums gaben einen Ausblick in die Zukunft der seelischen Gesundheit. Themenfelder waren hierbei Zukunft Gemeindepsychiatrie, Beteiligung der Nutzer, Neurologie und Maßregelvollzug.

In seinen Anfangsworten unterstrich Theo Wieder die Bedeutung des Pfalzklinikums: „Die Leistung des Pfalzklinikums geht weit über Klingenmünster hinaus. Mittlerweile gibt es 14 Standorte, weitere sind geplant. Wie Sie an der vielfältigen Agenda dieses Pressegesprächs sehen, existiert im Pfalzklinikum eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgabengebiete.“ „Das Pfalzklinikum“, so ergänzte es Geschäftsführer Paul Bomke „ist ein Dienstleister für seelische Gesundheit in der Pfalz.“

Im Gespräch ging es darum, die anwesenden Journalisten über aktuelle Änderungen zu informieren und aufzuzeigen, inwieweit das Pfalzklinikum auch auf gesellschaftlichen Wandel reagiert. Rita Becker-Scharwatz, Einrichtungsleiterin Regionale Angebote – Leben im Alter, zugehörig zu Betreuen – Fördern - Wohnen, stellte anhand von drei Flyern die Arbeit ihres Bereiches vor: „Unser Konzept basiert auf drei Hauptanliegen, welche sich in den Slogans: ‚Aktiv bleiben‘, ‚Freiräume schaffen‘ und ‚Einfach da sein‘ zusammenfassen lassen. ‚Aktiv bleiben‘ bezieht sich darauf, dass wir die Selbstständigkeit von Senioren im Alter fördern und durch verschiedene Maßnahmen die Ressourcen der Menschen stärken. Der zweite Slogan steht für die Angehörigen. Hier geht es darum, diese durch unsere Angebote bewusst zu entlasten, aber auch die Betroffenen zu fördern. ‚Einfach da sein‘ symbolisiert, dass wir Familien auf dem gesamten Weg begleiten, sobald Kontakt zu einer unserer Tagesstätten aufgenommen wurde.“ Dr. Markus Fani, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, ergänzte: „In einer älter werdenden Gesellschaft müssen wir mit einem Anstieg von Demenzerkrankungen rechnen. Aufgrund der individuell verschiedenen Krankheitsstadien sind flexible Angebote erforderlich. Unsere Idee hierbei ist mehr Bürgernähe, die Demenz zu enttabuisieren und die bestehende Versorgungslandschaft zu optimieren. Hierdurch soll die Zukunft für unsere Patienten menschenfreundlich gestaltet werden.“

Den Aspekt der Beteiligung erläuterte Dr. Sylvia Claus, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und Stv. Ärztliche Direktorin. Sie betonte, dass bei vielen Menschen das Thema Behandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus immer noch Ängste auslöse. Im Pfalzklinikum werden deshalb bewusst Menschen mit eigenen Erfahrungen in seelischen Krisen in das Behandlungssetting eingebunden. „In Gremien und Workshops haben wir gemeinsam analysiert, was gut läuft und wo Änderungsbedarf aus Sicht der Betroffenen besteht. Hierbei wurde deutlich, dass Betroffene niederschwellige Angebote benötigen, bevor sie eine stationäre Behandlung in Anspruch nehmen. Wir sind hierauf eingegangen und bieten daher unter anderem einmal im Monat an der Volkshochschule Landau ein sogenanntes Psychose-Seminar an. Betroffene, Angehörige und professionelle Helfer begegnen sich hier auf Augenhöhe, um ihre Erfahrungen auszutauschen“, erklärte Dr. Sylvia Claus. Das gesamte Pfalzklinikum engagiert sich zusammen mit dem Landesverband für Psychiatrie-Erfahrene unter anderem seit 2014 in der Ausbildung von Genesungsbegleitern. „Menschen, die seelische Krisen durchlebt haben, werden in einer einjährigen Maßnahme zu Genesungsbegleitern qualifiziert. Sie unterstützen andere Menschen in der Krise, um einen Genesungsweg beschreiten zu können und Hoffnung zu geben. Das führt auch zu einem ganz anderen Verständnis bei den Mitarbeitern des multiprofessionellen Teams“, so Dr. Claus.

Einen Ausblick in die Zukunft der Klinik für Neurologie ermöglichte Uwe Pfeiffer, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Einrichtung. Er beschrieb den Versorgungsauftrag der Neurologie in der Südpfalz und die gelungene Anpassung innerhalb der Klinik an die Bedürfnisse der Patienten. „Unser Fokus ist ein somatischer. An unserer hohen Patientenzahl zeigt sich, dass unsere Arbeit erfolgreich ist. Der Neubau unserer Klinik ist das beste Symbol für die vielfältige Weiterentwicklung in den nächsten Jahren. Hier wird es patientenorientiertere, zentriertere Angebote geben. Aber auch das Arbeitsumfeld verbessert sich für unsere Mitarbeiter. Neben neuen Behandlungs- und Diagnostikräumen haben wir seit dem letzten Jahr auch ein neues CT, eines der modernsten in der Südpfalz, “ bemerkte Uwe Pfeiffer. Sven Kaufmann, Pflegedienstleiter der Kliniken für Neurologie und Gerontopsychiatrie, ging darauf ein, dass das neue Gebäude der Klinik für Gerontopsychiatrie (im Januar 2015 eingeweiht) deutlich gezeigt habe, dass neue Räume bereichern können. „Diesen Effekt wollen wir auch durch die neuen Räume der Klinik für Neurologie nutzen“, sagte Kaufmann.

Dr. Eva Biebinger, Chefärztin der Klinik für Forensische Psychiatrie, und Peteris Venteris, Pädagogisch-Pflegerischer Leiter der Einrichtung, präsentierten die Zukunft des Maßregelvollzugs, der wesentlich von einem seit Dezember 2015 geltenden neuen Gesetz (MVollzG) geprägt wird. „In dem neuen Gesetz ist ein differenziertes Behandlungsangebot und eine räumliche Differenzierung für Patienten vorgesehen. Außerdem soll es eine interne Beschwerdemöglichkeit für Patienten und eine ambulante Versorgung geben. Hier ist das Pfalzklinikum bereits seit Jahren gut aufgestellt. Wir behandeln in einem multiprofessionellen Team mit multiprofessionellen Ansätzen. Das behalten wir bei. Künftig wird sich die Behandlung vom stationären mehr in den ambulanten Bereich verschieben. Eine Forensisch-Psychiatrische Institutsambulanz existiert bei uns bereits seit 2008. Hier gibt es engmaschige Kontakte zu Nachsorgeeinrichtungen. Die Gesetzesänderungen bedeuten keinesfalls eine verringerte Sicherheit für die Bevölkerung. Diese ermöglichen einen besseren Übergang für Patienten vom stationären Bereich in den Alltag“, veranschaulichte Dr. Eva Biebinger zum Ende des Pressegesprächs.   
 
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Pfalzklinikum
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